Lesen. Hören. Schreiben. 51: Tauchen

Jedes neue Buch soll mir  diesen einen Wunsch erfüllen: Schon mit den ersten Zeilen möchte ich in die Welt der unbekannten Personnage eintauchen, mich von ihren unverwechselbaren Charakteren faszinieren lassen, jede Episode, jedes Detail und alle nur scheinbar dekorativen Abschweifungen als überraschend und doch stimmig empfinden,
und im Fluss der Geschichte niemals an den Felsen der guten Absicht stoßen, nie in den Nebel der verräterischen Moral gelangen,
und immer so weiter, bis das Lesevergnügen – ein unzulänglicher Begriff – viel zu schnell ans unerbittliche Ufer der letzten Seite stößt.

Ich lese nicht mehr so viel wie früher. Nur, wenn mir dieses Ruhen in einem ziemlich vollgepackten Alltag möglich ist, muss es stimmen. Und alle vorlauten Stimmen, die mich ins Freie rufen – das Laub im Teich! Die Spinnweben im Stall!… – sollen schweigen.

 

 

Lesen. Hören. Schreiben. 50: Ganz kurzer Text

Hat eine Person – nicht du! – Erfolg, ist es ein Zeichen von gutem Karma.
Und ein Grund, dich mitzufreuen.
Erfolg – glaub, Chögyam Trungpa hat es mal so oder so ähnlich gesagt – ist nichts als die Tatsache, dass eine Person mit den Umständen in Samsara gut umzugehen weiß.
(Damit niemand sich ausgegrenzt fühlt: Erfolg. Siefolg. Mr.folg. Missisfolg.)
Das war’s auch schon. Was jetzt folgt, ist Arbeit.

Lesen. Hören. Schreiben. 49: Musical calls

und es stellt Fragen:

o) Warum soll die Fähigkeit, tiefe Gefühle auszudrücken, auf sog. E-Musik beschränkt sein?

o) Eine berühmte Persönlichkeit aus Geschichte oder Kultur ins Zentrum rücken: Strategie, um maximale Popularität zu bewirken? – Möglichkeit, neue Facetten in scheinbar bekannter Geschichte zu endecken? – Publikum soll sich mit Kult-Person identifizieren und dabei geadelt fühlen? – Hat ein Nischen-Thema Chance auf Realisierung?

o) Wie macht sich ein Exposé bemerkbar, wenn es in nüchterner Sprache den Inhalt erklärt, und doch auch Überraschungsmomente im Text und rhythmisches Vorpreschen in Songfragmenten mit-erzählen will?

o) Dürfen schmucklose Dialoge mit poetischen Einsprengseln glänzen?

o) Wo ist der Komponist, die Komponistin, die mein Exposé für ein unsagbar ausgeklügeltes, total innovatives Libretto kennenlernen will? – www hilft?

o) Schwierige Kost in sog. Leichter Muse: Hier hilft kein www.
Nur die Reise durch meinen Kopf…

Lesen. Hören. Schreiben. 48 Schatzkiste

und Fundgrube, ungeordnetes Archiv und Verheißung:

TAMINO-Klassikforum, mit offenen Grenzen Richtung alt und neu, und ohne Scheu vor Musical und Operette. Alles, was mit Musik zu tun hat, ohne selbst Musik zu sein, ist dort versammelt und verführt erstmal zum willkürlichen Springen von einem Unterforum zum anderen, später zum Mitlesen und Mitverfolgen von Diskussionen über Aufführungen und Interpreten, Komponisten und Tonträger, Dirigenten und Kritiken…
Versuch einer Vertiefung: Im SubForum Kunstlied folgen auf das Eingangsposting 189 Antworten…

Nach endlosem Tamino-Surfen:
Nur das Summen von Worten im Kopf, doch kein Klingen von Noten. Aber: Biografien googlen, Musikbeispiele auf youtube anhören (endlich den Plattenspieler fit machen, die alten Vinyls auflegen und Augen zu!), Spielpläne durchsuchen und dann doch nicht hinfahren.
Nächstes Jahr aber ganz bestimmt.

 

Lesen. Hören. Schreiben. 47 Der erste Satz

ist ein flüchtiges Ding. Kaum getippt, schon wieder weg,
ersetzt durch den zweiten, dritten, vierten ersten Satz.
Der erste Satz soll verlocken, soll versprechen, was später eingelöst wird. Er muss mit dünnen Buchstaben eine lebendige Landschaft malen oder die Skizze einer interessanten Person, am besten alles zusammen, dazu viele Fragezeichen am Horizont.
Eine unlösbare Aufgabe.
Arm ist er, der erste Satz: wird rausgekickt, noch bevor er sich’s bequem gemacht hat.
Nicht zu hübsch darf er aussehen. Cool viel besser.
Und bloß nicht so tun, als hätte er’s mit der Poesie.
Das Gegenteil kommt vielleicht wahrscheinlich viel besser an: Eine (haarsträubende) Situation, die über Leben oder Tod entscheidet, aber genau das ist im ganzen Text nicht drin oder doch, aber bitte nicht so schnell, weil, gut Ding braucht Meilen, auch wenn der mögliche Tod ein schlechtes Ding ist.
Zurück an den Start.
Muss mal die Person mit der tragenden Rolle fragen, wie sie sich den Anfang vorstellt:
„Hm. Rätselhaft. Mit einem gewissen Charme, der einer verborgenen Schönheit eigen ist, die sich nach und nach entfalten wird.“
Omg. Das geht gar nicht, das sprengt den Großen Plan.
Zu viel Mitsprache ist auch gar nicht gut. Bringt nur Streitereien.

Besser, ich mach hier Schluss, öffne die Datei mit dem unvollendeten Beginn und schreib den ersten Satz total spontan und mit dem Anspruch auf vorläufige Ewigkeit.