Vergangenheit kriecht aus dem Keller

Vor drei Tagen hat Lela mir das Wunderbare erzählt, das ihr widerfahren ist.
Mit Argumenten, die auf Logik beruhen, kann man so etwas nicht widerlegen. Aber, wenn ich an Lelas leuchtenden Blick, das raue Vibrieren ihrer Stimme denke, die vor dem Wunder zu versagen drohte, kommt langsam Neid in mir auf.
Nicht gut, weiß ich doch.
Trotzdem: Ich frage mich, warum ausgerechnet Lela?
Sie, die mit Leichtigkeit ihre Neigungen wechselt,
von Tangotanzen über Griechischlernen  zu Flöte „aber jetzt richtig“.
Und die Haare. Das Soziale. Auf Trab im Galopp,
wie ein flacher Kieselstein, der immer wieder und wieder auf der Wasseroberfläche aufprallt –
und dann diese Erfahrung, voll mystisch.
Auf dem Hügel vor der Stadt soll es sich begeben haben,
mit Blick in den Himmel,

während ich immer so erdverbunden und doch hoffnungsfroh weiterschreite, weiterschreibe: Briefe und Tagebuch und Zeichen in den Sand. Nahezu unbeirrbar von A nach B nach C. Wenn vor D eine Mauer den Weg versperrt, tu ich ein paar Schritte zurück und denke mal nach.

Lela und ich verstehen einander trotzdem gerade deswegen.

Manchmal kracht es:
Vor  Jahrzehnten. Kurztrip nach Hamburg. Was eine Stadt.
Aber! Ich will Unterkunft für die Nacht, Lela hat Lust auf Kakao, jetzt gleich.

I c h:      Nachtlager!. Weil, ohne Dach überm Kopf…-

L e l a:   Kakao! Mit Schlagobers!

I c h:      Nachtlager! Mit dicken Decken!

L e l a:   Kakao! Auf Terrasse am Meer!

I c h:      Nachtlager. Dann Kakao.

L e l a:   Zuerst Kakao, Kakao, Kakao!

Ich habe gewonnen.
Mein Kaffee nach dem Einchecken schmeckte nicht nach Salz und Meer, sondern nach Schweröl und kranken Fischen.
Lelas Kakao sah mich vorwurfsvoll an.

Die guten Erinnerungen packe ich in eine venezianische Gondel und freu mich darüber. Sonne auf der Piazetta…

…Schnee in Kalifornien, auf Mallorca, im Himalaya.
Voilà: Virtuelle heiße Getränke für alle, die frieren!