Lesen. Hören. Schreiben. 33 Wald und Worte

Virginia Woolf in ihrem Tagebuch übers Verfassen eines Romans, hier sinngemäß wiedergegeben:
„Zuerst den Wald überfliegen,
dann heißt es, einen Weg durch den Wald zu finden, von Baum zu Baum immer weiter…“

Eine lange Wanderung voll Mühe und Entbehrungen. Der einzige Wegweiser ist das Ideal des Werks, das erarbeitet werden soll. Noch ist unklar, ob gerade Wege sich als richtig erweisen, ob es besser wäre, jeder Abzweigung neugierig zu folgen, oder: Einmal so richtig verirren, dann doch wieder aus dem Gestrüpp finden und vom Abenteuer berichten?
Gut wär’s, durch Mischwald zu wandern. An Unterholz, Flechten und Pilzen nicht nur vorübergehen. Hügel und Gräben nicht scheuen. Wurzeln ausgraben (und wieder eingraben). Eindrücke mitnehmen und die gute Luft und ein paar Brombeeren.
Ist es gestattet, Zweige zu Girlanden zu binden? Da und dort einen Steinkreis zu formen?
Da, ein Waldgasthof, fein. Ruhen. Kaffee. Leider zieht ein Wetter auf. Weitergehen ganz unmöglich. Die Gäste müssen übernachten. Pause. Nicht denken, zumindest nicht an Wald und Weg.
Gestärkt hinaus ins Freie, das bedeutet, frei sein, sich vom Waldweg aufs neue gefangennehmen zu lassen. Gehen, suchen…bis der grünegrüne Wald ein Ende hat. Bis der uranstrengende Text beendet ist.

War’s das wirklich schon?
Noch einmal zum Start, prüfen, ob nichts übersehen wurde.
Eine vertrauenswürdige, kompetente Person um Rückmeldung bitten? Danach mitfühlend seufzen, wenn die Person erschöpft ein Glas Wasser leert und mit dem Bericht herausrückt: „Sehr eigenartiger Wald. Hätte mich fast verirrt. Könnte man nicht einfach außenrum gehen?“