Lesen. Hören. Schreiben. 26 Rilke lesen

und verstummen. Auch rundherum muss alles still sein. Stimmen, die beim Lesen laut werden, brauchen unscheinbaren Hintergrund, um leuchten zu können.
Rilke lesen und sich den Herrn Dichter vorstellen, wie er am Pult mit Feder-
wie er im Garten edler Leute seine Vita mit ihrem Reichtum anruft und vorbeiflanieren lässt-
aber vielleicht, ganz sicher war es anders. Unbedarfte Projektionen, fort mit euch!
Rilke lesen, mir vorlesen, den Worten nachhören. Landschaft wächst ins Zimmer. Menschen mit klaren Gesichtszügen steigen aus dem Fußboden und führen sich auf, ohne unhöflich zu sein, als gehörten sie schon lange zu mir.
Rilke lesen und verstehen, langsam, langsam. Vorher Tee, dann vielleicht klug. Und auf der richtigen Spur, die niemand gezeichnet, kein Mensch benannt, kein Sehender gesehen hat.
Rilke lesen. Und dann schwöre ich alle heiligen Eide, dass ich nie, nie, niemals hier im Blog ein Gedicht von mir nur so dahinkritzeln werde.