Ein Graben,

tief und voll Geröll. Keine Chance, den zu überwinden, weil, da türmten sich noch andere Hindernisse: Biogemüse oder nicht, Biorhythmus verkehrt, Jahre und ihre Essenz und abschätziges Grimmassieren genau deswegen, und komische Kleidung, schräger Geschmack  (Sushi. Ingwersuppe. Reissalat. Und Apero. Weiß bis heute nicht, was das ist). Dazu ein paar unnötige Vorwürfe, zwei schmutzige Teller, Vergesslichkeit und Missverständnisse. O, und ein Schweigen, wochenlang, sekundenlang.
Und dann ein Lachen, ein Song. Ausgrabung aus gemeinsam erlebter Zeit – schon ist der Graben zugeschüttet und mit Sommerblumen bepflanzt. Wir gingen zwei Schritte und reichten einander die Hände, dankbar und froh.
(Gute Erlebnisse, immer wieder. Ein Glück.)

So anders die Gegend zu einem anderen Zeitpunkt. Massives Gestein, hier wie drüben, nutzbringende Pflanzen und auch paar Tiere auf beiden Seiten des Grabens, der nichts als ein Gräblein war. Freundliche Worte flogen hin und her, sie klangen nach gemäßigtem Konsens. Zuverlässige Briefkästen, surrende PCs, empfangsbereit jederzeit.
Mit einemmal verlor der Graben seine Harmlosigkeit, und eine politische Aussage von drüben schoss in die Höhe wie Höllenglut, der Himmel schickte Blitze und ich sagte „Nein. So nicht. Ende.“
(5.5. 2023)